Kathuser Neustart in Corona-Zeiten

Die Teilnehmerzahl erinnerte an das „Fähnlein der sieben Aufrechten“: Die schriftliche Einladung war nur an die aufgelisteten Wanderfreunde gegangen, nicht aber an sonstige Gäste. Und sie hatte die vom Deutschen Wanderverband empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln enthalten. Trotzdem trafen sich sieben aktive Mitglieder und ein passiver Wanderfreund auf der Treppe der „Neuen Schule“ (von 1911) und ließen sich zunächst – mit Abstand – vom Wanderführer ablichten. Die acht Kilometer lange Rundwanderung führte am Generationentreff „Haus an der Linde“ und der Fabrik „Dipl.-Ing. Heinrich Leist – Oberflächentechnik“ vorbei zum Gemeinderod und zum „Löhchen“, dessen Eichenwald im 18. und 19. Jahrhundert gerodet worden war. Vom Solztal ging es links ab ins schmale Breitzbachtal mit der Breitzbachmühle, die 1938 dem Bau der Autobahn A 4 weichen sollte. Der Müller weigerte sich, nach Ostpreußen umzusiedeln, so dass er 1945 Flüchtlingen helfen konnte und nicht selber auf der Flucht vor der Roten Armee war. Das Wasser des Mühlgrabens ist so salzig, dass man es weder für das Vieh noch für den Garten verwenden kann: Im Garten würde alles „verbrennen“, und die Tiere „saufen das Wasser erst gar nicht“, meint der inzwischen betagte Sohn des letzten Müllers. Auf zwei Flächen links und rechts der Autobahn gedeihen Salzpflanzen wie Queller und Strandastern so prächtig wie an der Nordsee, was größtenteils auf die Laugenverpressung der Kaliwerke zurückzuführen ist. Talaufwärts wurde an einer von den Kathuser Wanderern errichteten Sitzgruppe unter der „Rolofflinde“ gerastet, die an Ernst Roloff erinnert, der von 1926 bis 1956 in Kathus Revierförster war. Auf dem Dammweg ging es am ehemaligen Pflanzgarten vorbei zum Kathuser Forsthaus, wo sich ein schöner Blick auf das untere Solztal auftat. Durch das Hinterdorf erreichten die Wanderer auf dem Lutherweg L 1521 wieder die Schule und die Solztalhalle. Wegen Corona verzichtete man auf die sonst obligatorische Einkehr.

Mit Anstand und Abstand an der Solztalhalle Kathus (Bericht und Foto: Karlheinz Otto)